Instagram TV – gute Idee, noch schwache Performance

4 Monate später

Instagram TV – gute Idee, noch schwache Performance

Instagram TV (IGTV) hätte prinzipiell gute Voraussetzungen, Youtube das Leben schwer zu machen. Nicht nur Marketer, auch Google wird dieses Feature deshalb im Auge behalten.

Launch-Event von Instagram TV im Juni mit Mitgründer und CEO Kevin Systrom

Instagram boomt. Im Juni hat die Facebook-Tochter die Milliarden-User-Grenze durchbrochen. Im selben Monat führte Instagram seinen TV-Kanal ein – unterstützt von Reichweiten-Stars und Comedians wie LaurDIY (4,6 Mio Followers) oder King Bach (16,4 Mio Followers). Die Erwartungen waren hoch. Die Idee, Foto-Sessions und den "snackable Content" auf IG Stories jetzt noch um Bewegtbild – auch in längeren Geschichten bis zu 60 Minuten – zu erweitern, lag nahe.

Doch jetzt, vier Monate später, blicken die Beteiligten zunächst auf eine nüchterne Bilanz. Instagram Stars wie LaurDIY waren immer auch Youtube-Stars und sind diesem Kanal treu geblieben. LaurDIY kam bisher nicht über zwei eher schwache Videos auf IGTV hinaus, eines davon ein sogenanntes Target Haul – Vlogger-Sprache für die langatmig durchgekauten Trophäen eines Shopping-Trips am Launchtag von IGTV. Doch wenn die Stars den Kanal verweigern, ist von den Followern kaum mehr zu erwarten. Fazit: Es gibt wenig zu sehen auf IGTV.

Vielleicht hat man sich zuviel Zugkraft von den Instagram-Stars versprochen. Vielleicht hätte sich Instagram mehr Marken, Influencer und Content Creators suchen und mit ihnen gemeinsam einen deutlichen Erstbestand an Videos an den Start bringen müssen. Das hätte IGTV jedenfalls einer breiteren Userschaft nahe gebracht. Denn viele beachten den orangefarbenen Button erst gar nicht, der zum Bewegtbild führt. Zumal eine gezielte Suche nach Burner-Inhalten wie Mode oder Kosmetik kaum möglich ist.

Weiteres Handicap: Es fehlt noch immer ein Geschäftsmodell. Nach wie vor kann man in IGTV keine Werbung integrieren. Die schnelle internationale Verfügbarkeit des neuen Features könnte es verglimmen lassen, noch bevor es zum Leuchten kam.

Dennoch wagen sich vor allem Publisher jetzt an Instagrams Videokanal heran: Der Magazin-Verlag Meredith plant angeblich eine zehnteilige Serie. Sie soll noch vor Jahresende starten und einzelne Magazine wie Parents Magazine oder Eating Well mit eigens produzierten Inhalten unterstützen. Meredith hat am Ende der Serie jedenfalls einen direkten Vergleich: die Magazine sind mit eigenen Channels längst auf Youtube vertreten.

Auch Vice Media hat IGTV noch in diesem Herbst auf dem Schirm, neben Snapchat und Youtube. In sogenannten "Vice Reports" sollen Korrespondenten, Filmemacher und Fotografen über zentrale Ereignisse in ihrem Leben erzählen, und in "18 With Issues" besucht die 18-jährige Em Odesser, Redakteurin des Teen Eye Magazine, für Vice politische Hotspots in den USA.


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