Rechtzeitig zur Weichenstellung in den bis 2014 vollständig liberalisierten Energiemarkt der Schweiz hat Trurnit als einer der großen deutschen Corporate Publisher (geschätzter Jahresumsatz: 25 Mio. Euro) die Grenzen zum Nachbarn überschritten. Er bietet seine Regionalisierungskompetenz nun auch in der Schweiz an – über ein Tochterunternehmen vor Ort.
Warum sollte man deutsche Erfolgsmodelle nicht auch in die Schweiz exportieren können? Das dachte sich wohl Frank Trurnit, Chef der Trurnit-Gruppe (Hauptgesellschafter sind die WAZ-Mediengruppe, die Familie Trurnit, Herbert Janetzki und Gottfried Heim), und übernahm zum 1. Januar 2010 die Braintrain AG in Aarau, eine Werbe- und Marketingagentur mit attraktiven Kunden im Energiesektor. Über die schweizerisch-deutschen Aktivitäten wacht In Aarau Gregor Meyer als Vorstand.
Seither hat sich Trurnit den Relaunch der Publikationen der AEW Energie AG und des Elektrizitätswerks des Kantons Schaffhausen (EKS) geangelt. Beide sind nicht nur über gemeinsame Beteiligungen verbandelt, sondern auch – wie noch etliche weitere kantonale Versorger der Schweiz – Anteilseigner der Axpo Gruppe, führender Schweizer Energieversorger mit einer Bilanzsumme von 17,6 Millionen Franken und einer starken lokalen Verankerung. Trurnit, der in Deutschland vor allem mit zentral produzierten und mit Wechselseiten regionalisierten Magazinen für Stadtwerke und Energieversorger groß geworden ist, hat in der Schweiz wohl bereits neue CP-Kunden im Visier. Schon im Juni war er auf Personalsuche nach einem Projektleiter Corporate Publishing, der den Aufbau des CPs bei Braintrain unterstützen und zugleich die Kundenmagazine der Energiebranche verantworten soll.
Mit AEW ON! (Auflage: 79.000 Ex.) und EKS ON! (34.000 Ex.) setzt Trurnit in bekannter Manier viermal jährlich auf regionale Verbundenheit. Passend zum Print-Magazin reicht eine Online-Präsenz weit über die Inhalte der Hefte hinaus - mit tagesaktuellen Informationen, Filmen, Umfragen, Animationen. AEW und EKS treten sehr dialogorientiert auf. Sie stellen energiepolitische Themen zur Diskussion, lassen Leser zu Wort kommen und animieren zum Mitmachen. Glaubwürdig und überzeugend sein, das kann bald überlebenswichtig werden für Schweizer Energieanbieter: 2014 soll auch der Schweizer Energiemarkt für Privatkunden vollständig geöffnet werden.
Mitbewerber Infel und dessen Chef Beat Schaller dürfte der Vorstoß aus dem Norden weniger gefallen. EKS ON! löst nämlich das Magazin Strom des Züricher Corporate Publishers ab. Doch Infel steuert dagegen: Im Juni präsentierte der Schweizer CP-Experte ein überarbeitetes Konzept und will mit neuen Themenansätzen seine Position als Leadmedium im Strommarkt stärken.
Es geht ab sofort noch umfassender um die Themen Versorgungssicherheit, Energiezukunft, Nachhaltigkeit und Klima. Strom sieht sich als Plattform auch für kontroverse Standpunkte und will mit einer starken Optik bei Typografie, Bild und Infografiken überzeugen sowie mit viel nutzwertiger, zugleich unterhaltsamer Information. Der Platzhirsch Strom liegt bei einer WEMF-beglaubigten Auflage von stattlichen 780.000 Exemplaren.
Ob Trurnit im Schweizer Strommarkt weiter punkten kann? Es bleibt abzuwarten. Abwartend gibt sich auch Peter Bühler, Vorsitzender der AEW-Geschäftsleitung, wenn er im Editorial zur ersten von Trurnit produzierten Ausgabe vorsichtig formuliert: "Was man hinter sich lässt, das weiß man – was man gewinnt, kann man nie ganz genau wissen."
