Publicis will mehr aus Deutschland machen

Agentur-Transformation

Publicis will mehr aus Deutschland machen

Aus der Kundenliste: Jungheinrich, Schleich, Deutscher Dialogmarketing Verband, Zeiss und Walt Disney

Die Agenturgruppe hat sich über die Jahre zu einem unübersichtlichen Gestrüpp von Werbe- und Kommunikationsleistungen entwickelt. In Deutschland brach das Geschäft ein. Mit dem Bündeln von Agenturstärken soll sich das jetzt ändern. Und wo bleibt das Content Marketing?

Publicis braucht im deutschen Markt mehr Überzeugungskraft. Darüber waren sich die Verantwortlichen einig. Nach rund einem Jahr Arbeit hinter den Kulissen, mit viel Rumoren nach draußen – mit der Standortschließung von Bielefeld und vor allem dem Siemens-nahen Standort Erlangen sowie dem zurückgegebenen Auftrag an Armaturen- und Sanitär-Hersteller Grohe – ist jetzt die Katze aus dem Sack: Media und Communication wachsen unter Führung von Media-Mann Frank-Peter Lortz zusammen. Lortz, vehementer Verfechter eines datengetriebenen Performance Marketings, berichtet direkt an Justin Billingsley, CEO Publicis Groupe DACH. 

Und wo bleibt das Content Marketing? Ausschließlich bei Saatchi & Saatchi? Oder wird es zur Querschnittsfunktion, was es im Prinzip auch ist? In der Berliner Publicis-Zentrale versichert man uns lediglich, dass das Content-Creation-Team in München weiterhin von Markus Elsen geleitet wird. Auch Olaf Wolff ist in seiner Funktion als Managing Director und Executive Client Partner bestätigt. Deren endgültige Verzahnung innerhalb des neuen Konstrukts aber scheint noch offen. Erstaunlich eigentlich in Anbetracht der wachsenden Bedeutung dieser Kommunikationsdisziplin. 

Die Reorganisation muss jetzt noch mit Leben erfüllt werden. Wie Media- und Content-Kompetenz an den unterschiedlichen Publicis-Standorten sinnvoll und im Kundeninteresse zu kombinieren sind, darüber gingen bisher schon die Meinungen in der Agenturgruppe auseinander. Verlorene Erbhöfe gilt es nun als gemeinsame Zukunftsvision neu zu interpretieren. 

Publicis Pixelpark jedenfalls ist Vergangenheit.

Soviel kristallisiert sich heraus: Saatchi &Saatchi übernimmt die Kreativteams – darunter auch den Standort München, der sich künftig noch stärker als bisher auf strategische Beratung, Kreation und Content fokussieren soll. Die Digitalteams firmieren jetzt gemeinsam mit Digitas unter Digitas Pixelpark.

Das heißt: Einerseits wird Kreation unter Leitung von CEO Christian Rätsch stärker gebündelt, andererseits Marketing, Technik und Digitales – also alle E-Commerce-nahen Aktivitäten – unter Leitung von CEO Ralf Niemann und Chief Strategy Officer Jens-Christian Jensen zusammengefasst. Publicis Sapient als Berater für Digitale Business Transformation ist von den Veränderungen nicht betroffen.

Publicis will skalierbare Plattform für Kunden-Agenturen werden.

Denn damit lässt sich noch gut verdienen: Know-how gebündelt auf einen Punkt bringen und eine Marke individuell, modular und skalierbar betreuen. Nicht vielen Agenturen traut man das zu. Allerdings ziehen Konstrukte wie Emil für Daimler, iBeauty für L’Oréal oder One Touch für Beiersdorf beim Kunden vor Ort so viel Manpower, dass selbst eine international aufgestellte Agenturgruppe das nicht einfach wegsteckt. 
   
Umso wichtiger werden schlanke Prozesse in deren eigenen Reihen. Bei Publicis steht dieser Prozess weltweit unter dem Motto „The Power of One“. Dieses „One“ zur Realität werden zu lassen, ist in einem zu Silos mit Eigeninteressen verwobenen Agenturkomplex eine ähnliche Herausforderung, wie sie sich den Unternehmenskunden stellt.

Will die Agentur ihre Beratungs- und Führungskompetenz in Sachen Kommunikation aber künftig noch überzeugend darstellen, muss sie sich an die Spitze der Bewegung stellen. Ein Schritt ist gemacht. Der nächste muss weitere Klarheit bringen. Auch für das Content Marketing. 
Pia Dahlem 
 


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