Cleverer Schachzug

Zwischenruf

Cleverer Schachzug

Soheil Dastyari

Soheil Dastyari sichert G+J Corporate Editors als neuer Capital-Geschäftsführer Wirtschaftskompetenz.

Nein, Überlebensgarantien gibt es keine für Capital. Das Heft zählt zum Reigen der Wirtschaftsmedien von G+J – und die bringen dem Verlag bekanntlich keine Freude. Die Financial Times Deutschland segnete bereits das Zeitliche. Impulse ging im Management Buy Out an den Chefredakteur Nikolaus Förster. Der Verkauf von Börse-online steht bevor. Wie lange Capital noch die Fahne hoch halten kann, darüber darf spekuliert werden.

Und dennoch: G+J Vorstand Julia Jäkels neuer Schachzug ergibt Sinn. Soheil Dastyari neben seiner Geschäftsführerfunktion bei G+J Corporate Editors zugleich in die Capital-Geschäftsführung zu holen, bringt der CP-Unit Vorteile. Das nun mögliche Spiel über Bande zwischen Kundenmedien und Kiosktitel erhöht die Attraktivität des Dienstleisters beim Kunden.

Die Axel SpringerAG macht es vor: Dass Roland Berger sein Kundenmagazin think:act dem Hamburger Verlag anvertraut, liegt wohl weniger daran, dass Springer nun bessere Inhalte oder ein überzeugenderes Layout liefern würde als Vorgänger Burda. Der Wechsel dürfte nicht zuletzt der engen Anbindung an die Tageszeitung Die Welt geschuldet sein. Huckepack lässt sich schnell einmal zu überschaubaren Kosten ein Roland-Berger-Magazin transportieren. Auch gemeinsame Aktionen von Tageszeitung und Strategieberatung wie Leaders Parliament bringen Roland Berger Aufmerksamkeit in der Klientel einer wirtschaftsaffinen Leserschaft. Das setzt durchlässige Strukturen zwischen CP und Kioskmedien voraus. In Profitcentern à la Burda müssen solche Synergien zunächst mühsam und zeitraubend aufgebaut werden.

Auch Fact & Figures, Schwesterunternehmen von G+J Corporate Editors und bislang direkt bei den G+J-Wirtschaftsmedien angedockt, hat zweifellos von der Nähe zur Financial Times profitiert. Das ist nun vorbei. Dass nicht Facts & Figures-Chef Karsten Krämer, sondern Soheil Dastyari mit der Capital-Geschäftsführung die Wirtschaftskompetenz besetzt, kann Krämer nicht gefallen.
pd


Unser Newsletter