Hoffmann und Campe X in der Krise – Christian Backen geht

Umbruch zum Aufbruch?

Hoffmann und Campe X in der Krise – Christian Backen geht

Christian Backen verlässt Hoffmann und Campe X zum 1. Februar. Nach einer Interimslösung könnte Peter Rensmann der neue starke Mann werden.

Hoffmann und Campe X hat gerade keinen guten Lauf. Nach Etatverlusten wie der von Wempe 2016, ZF und Gaggenau 2017 und aktuell Thalia an C3, schlug vor allem das Aus beim BMW Magazin mächtig ins Kontor der Hanseaten. Zum Jahresende wechselte das Projekt nach rund 20 Jahren zu Territory (G+J) und damit zu einem der heftigsten Konkurrenten im CP- und Content-Marketing-Geschäft aus der Verlagsbranche.

Von diesem Schlag scheint sich Hoffmann und Campe X nur schwer zu erholen. Mitarbeiter kündigen oder werden gekündigt, die Stammmannschaft vor allem in München drastisch zusammengekürzt. Von mindestens zehn Aufhebungsverträgen ist die Rede. Und ein Ende des Streichkonzerts ist noch nicht in Sicht. BMW stellt angeblich in diesem Jahr auch BMW emotion auf den Prüfstand, das bislang ebenfalls bei HoCa X unter Vertrag stehende Magazin der BMW Niederlassungen.

Ob und inwieweit man Christian Backen für diese Entwicklung zur Verantwortung ziehen kann? Fakt ist, dass sich der klassische Werber und Ex-DDB Mann in der Szene von Anbeginn eher rar gemacht hat. Im Unterschied zu Ex-Werbern wie Soheil Dastyari von Territory nahm man Backen als Chef einer der wichtigsten Verlagsagenturen kaum wahr. Fakt ist vor allem aber auch, dass die Hamburger Verlagsgruppe Ganske, zu deren Töchtern neben Hoffmann und Campe X auch der Jahreszeiten Verlag zählt, schon 2012 rote Zahlen geschrieben hat und bei einem Umsatz von 238 Millionen Euro am Ende einen Fehlbetrag von 9,7 Millionen Euro ausweisen musste. Die Gruppe rutschte fortan wohl noch tiefer in die Verlustzone, wie das Springer-Wirtschaftsmagazin Bilanz 2014 aufgrund von E-Mails der HoCa-Geschäftsführung vermutete. Insider gehen auch aktuell weiterhin von Verlusten aus.

Zugleich wird vermutet, dass die über die Jahre hinweg stabil gewachsene Corporate-Publishing-Sparte – mit geschätzten Gewinnen in Glanzzeiten von mehr als fünf Millionen Euro – zu Querfinanzierung und Verlustausgleich herhalten musste. Geld, das der nötigen Weiterentwicklung fehlte. Tatsächlich gewannen auch Außenstehende in den vergangenen Jahren den Eindruck, dass Hoffmann und Campe X den Anschluss an die digitale Entwicklung verpasst haben könnte. Während sich Konkurrenten wie Territory und C3 über Kooperationen und Fusionen kontinuierlich im digitalen Geschäft auf Stand brachten, blieb es um HoCa weitgehend still.

Junge Hoffnungsträger wanderten ab, langjährige Weggefährten nahmen Aufträge mit

Junge, digital versierte Mitarbeiter auf Führungsebene wie Christian Breid und Stefan Thiel wanderten zu C3 ab. Manfred Bissinger, langjähriger Weggefährte von Unternehmenschef Thomas Ganske und CP-Unit-Chef, wandte sich ab, um gemeinsam mit den HoCa-Kollegen Andreas Siefke und Kim Alexandra Notz in der neuen Agentur Bissinger plus als ernsthafter Konkurrent wichtige Aufträge von Evonik und der RAG abzuziehen.

Und nun verabschiedet sich also auch Backen. Ob er geht oder gehen muss: bei Hoffmann und Campe X scheinen die Probleme sehr viel tiefer zu stecken als dass sie allein mit einer Personaländerung zu lösen wären. Soll die Unit ihren nach wie vor guten Platz unter den Top 5 der Content-starken Lösungsanbieter behalten, müssen die Weichen sehr viel deutlicher als bisher in Richtung Zukunft gestellt werden.

Zunächst soll nun Tasso Enzweiler, Managing Partner der Enzweiler & Partner Partnergesellschaft, gemeinsam mit Alexander Uebel, bereits seit 2016 kaufmännischer Geschäftsführer bei Hoffmann und Campe X, die Unit neu sortieren und Neugeschäft akquirieren.

Als neuem Chef wird aber bereits über Peter Rensmann spekuliert. Die Wahl wäre konsequent. Rensmann hat sich als Geschäftsführer Marketing und Sales beim Jahreszeiten Verlag auch um das Corporate Publishing verdient gemacht. Er begleitete seinerzeit bereits die Akquise des BMW-Magazins und sorgt aktuell für gute Stimmung mit dem von ihm mitgesteuerten Sternekoch-Magazin Lafer. Und: Rensmann sagt man einen guten Draht zu Ganske nach – keine unwichtige Voraussetzung im Hause HoCa.

Pia Dahlem


Unser Newsletter