McKinsey zum Metaverse: Zu groß, um ignoriert zu werden

Report "Value creation in the metaverse"

McKinsey: Report zum Metaverse

Der Strategieberater schaut sich in seinem neuen Report "Value creation in the metaverse" die Eckpfeiler genauer an, auf denen sich das Metaverse gründet. Und überrascht mit verblüffenden Prognosen.

Bei McKinsey ist man überzeugt: Das Metaverse ist der Schlüssel zu einer ganz neuen Welt – und vor allem auch ein bis zu fünf Billionen US-Dollar schwerer Markt. Diese Erkenntnis basiert auf drei Faktoren, die das Autorenteam detailliert aufschlüsselt:

1. Wachsende Investitionen

Für 2022 beziffert der Report die Metaverse-Invests bereits auf mehr als 120 Milliarden US-Dollar, mehr als das Doppelte des Vorjahres (2021 ca. 57 Mio). Die zitierten Analysten von Crunchbase sehen einen Großteil der Investitionen zwischen 2020 und 2022 in Firmenübernahmen fließen. Tendenz steigend. Der Hype ist in vollem Gang: Die weltweiten Google-Suchanfragen nach "Metaverse" sind im vergangenen Jahr um 7.200 Prozent in die Höhe geschossen, und die Metaverse-Online-Gaming-Plattform Roblox erreichte Berichten zufolge im Februar 2022 täglich über 55 Millionen aktive Nutzer. Meta investierte mehr als zehn Milliarden Dollar in seine Reality Labs-Abteilung, die Metaverse-bezogene Hardware herstellt wie VR-Brillen. Und auch Microsoft sagt, seine geplante 69-Milliarden-Dollar-Akquisition des Spieleunternehmens Activision Blizzard lieferten "Bausteine ​​für das Metaverse". 

Doch was ist Hype, was ist Realität? Erinnerungen an die Anfänge des Internets und die geplatzte Dotcom-Blase werden wach. Allerdings führte der Dotcom-Boom zum unwiderbringlichen Verschwinden zahlreicher Unternehmen, während sich das Internet etablierte, um zu bleiben. Ein Blick nach Asien weist den Metaverse-Weg: In der südkoreanische Mobile-Chat-App Zepeto schicken User 3D-Avatare in verschiedene Metawelten und lassen sie interagieren. Mit mehr als 300 Millionen weltweit angemeldeten Usern ist Zepeto die größte asiatische Plattform. Dieses Potenzial entging auch Samsung nicht: Im April startete man eine Partnerschaft mit Zepeto für eine Galaxy-S22-Kampagne (Treasure Hunt).

Auch der Immobilienmarkt schaut ebenso gebannt wie genau hin, wenn ein "Snoop Dogg"-Fan 450.000 reale Dollar für ein virtuelles Grundstück auf Sandbox direkt neben der Residenz seines Stars, Snoopverse, investiert. 

Der mit Abstand wichtigste Beweis, dass das Metaverse-Konzept funktioniert, ist für Investoren aber: Im globalen Netz tummeln sich drei Milliarden Gamer – kreativ, offen für Neues und bereit auszuprobieren. 

2. Entwicklung des Consumer- und Geschäftsverhaltens

Der moderne Mensch hat sich in den vergangenen zwei Jahren verstärkt an virtuelle Kontakte gewöhnt: Videokonferenzen im Job, private Kontakten über Social- oder Dating-Plattformen. Eine von McKinsey bei Marktforscher Intelli beauftragte Studie im April 2022 ergab: 60 Prozent der Consumer (Europa, Middle East, Asia und Asia–Pacific) wären begeistert, tägliche Aktivitäten ins Metaverse verlagern zu können. In dieser Reihenfolge:

  1. Shopping
  2. Virtuelle Events / Spiele 
  3. Fitness
  4. Dating
  5. Aus- und Weiterbildung

Rund 79 Prozent der Befragten haben bereits im Metaverse Geld ausgegeben für "In Game"-Käufe, virtuelle Kosmetik-Artikel, echte Produkte, NFTs und virtuelle Immobilien. 

McKinsey hält auch ein Ranking parat, was die Skills der Unternehmen betrifft, um ihren Platz im Metaverse zu finden: 

 
 
 

3. Tatsächliches Potenzial  

Die Geschichte kennt viele revolutionäre Ideen, die am Ende gescheitert sind oder viel länger bis zu ihrer Verwirklichung brauchten, als man zunächst angenommen hat. Allein die Künstliche Intelligenz brauchte – von ihren Anfängen im zweiten Weltkrieg bis heute – gut 80 Jahre. Nur, so McKinsey: Das Metaverse ist anders.

Zwar steckt es noch in einer Frühphase und ist weit von seinem potenziellen Endzustand entfernt, aber die zugrunde liegende Technik existiert, User aller Generationen, Geschlechter und Regionen sind an den Umgang damit bereits gewöhnt – und gespannt, was daraus noch entsteht. First Mover unter den Marken berichten von positivem Verbraucherfeedback. Hinzu kommt die Investitionsbereitschaft in Anbetracht des Wertschöpfungspotenzials: Allein die Entwicklung der Metaverse-Infrastruktur verspricht gewaltiges reales Neugeschäft. 

McKinsey ist deshalb zuversichtlich, dass sich seine Prognosen erfüllen: Bis 2030 könnten bereits mehr als 50 Prozent der Live-Events im Metaverse stattfinden. Das Verbraucherverhalten in dieser virtuellen Welt – vom Entdecken von Marken bis zum Besuch im virtuellen Geschäft – könnte mehr als 80 Prozent des Handels beeinflussen. Der größte Teil des Lernens und der Weiterbildung könnten dort ebenso stattfinden wie der Großteil an virtueller oder hybrider Zusammenarbeit. Hersteller und Telekommunikationsunternehmen könnten praktisch alle Produkte und Prozesse in virtuellen Räumen simulieren, um frühzeitig deren Design zu optimieren.

Entsprechend ist mit Umschichtungen im Medienverhalten zu rechnen. "Wir gehen davon aus, dass der durchschnittliche Internetnutzer bis 2030 bis zu sechs Stunden pro Tag mit Metaverse-Erlebnissen verbringen wird." Die Strategieberater sind sich einig: "Das Metaverse ist mit seinem Potenzial einfach zu groß, um ignoriert zu werden. Es wird großen Einfluss auf unser Geschäfts- und Privatleben haben." 

Unternehmen, politische Entscheidungsträger, Verbraucher und Bürger seien daher gut beraten, die zugrunde liegende Technik und deren Auswirkungen zu verstehen. Aber – und hier bringen sich die Strategieprofis selbst in Stellung: Solche Umbrüche bergen auch Risiken, für den Einzelnen wie für die Gesellschaft.

Das Metaverse sollte kein Ersatz für die reale Welt und persönliche zwischenmenschliche Verbindungen sein, es solle so zu gestalten sein, dass es den sozialen Zusammenhalt fördert, Ungleichheit verringert und den Zugang zu Bildung erweitert. Die Autoren des Reports erinnern an die Worte John F. Kennedys 1960, der als Senator Licht und Schatten des damaligen Buzzwords "Automatisierung" thematisierte. Er sah die Automatisierung als eine Revolution der Hoffnung für einen neuen Wohlstand der Arbeiter und ein starkes Amerika – aber auch als eine Revolution, die eine dunkle Bedrohung industrieller Verwerfungen in sich trage, wachsende Arbeitslosigkeit und größere Armut.

Ließe sich noch ergänzen: Für ein sinnhaftes Metaverse braucht es sinnhafte Strategien. Auch die eines großen Beratungshauses wie McKinsey. 

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