Warum die Allianz künftig inhouse produziert

Kommunikation im Umbruch

Warum die Allianz künftig inhouse produziert

Bayer tut es, die Deutsche Post seit dem Vorjahr und jetzt auch die Allianz: Sie stärkt die eigene Unternehmenskommunikation und produziert nicht nur den Content selbst, sondern auch die Gestaltung. Die Hintergründe.

Mario Vigl
Mario Vigl

Mario Vigl gibt sich selbstbewusst: „Wir können das”, damit meint der Leiter Corporate Media das kontinuierliche Befüllen von elf Content-Kanälen, darunter vier Magazine und sieben Newsletter mit dem eigenen Team vor Ort in Unterföhring bei München – nicht allein inhaltlich, sondern auch in der Gestaltung. Den endgültigen Absprung in die Unabhängigkeit von Agenturen wagt Vigl jetzt mit dem Corporate Magazin Allianz 1890, bisher preisgeschmückt produziert von C3 Creative Code and Content.

Seit Ende Juni redigiert und gestaltet die Allianz Heft, Website und App komplett inhouse. Bitter für C3, die nach dem Verlust des Porsche-Magazins Christophorus an Delius-Klasing einen weiteren Renommierauftrag einbüßt. Für den geschäftsführenden Chefdesigner Lukas Kircher und sein Team kam das Aus nicht unerwartet, versichert Vigl, man kenne die Pläne bereits seit vergangenem Jahr.

Am Allianz Campus in Unterföhring hat man sich jedenfalls gut vorbereitet auf die neue Herausforderung. Allianz-Artdirektor Florin Preußler saß bereits bei der Konzeption vergangener Magazin-Ausgaben mit am Tisch. Er ist kein Noname im Corporate-Publishing-Geschäft: Preußler arbeitete bereits für grafische Größen der CP-Branche wie Independent Medien Design, Groschupf Brand Communication, Hoffmann und Campe, Red Bull Publishing und Condé Nast.


Vigl will vor allem das Content Sharing verbessern
Unterm Strich geht es Vigl um mehr, als einem grafisch kompetenten Dienstleister den Auftrag wegzuschnappen: „Wer Content Sharing ernst meint, muss die Hoheit darüber im eigenen Haus haben”, lautet sein zentrales Argument. Auch bei der Allianz wächst der Druck auf das Verfügbarhalten von Content. Immer mehr zielgruppenspezifische Kanäle in immer kürzerer Zeit bedienen zu können erfordert den schnellen Zugriff auf Inhalte. Schließlich sollen diese nicht ständig neu erfunden, sondern bearbeitet, das heißt ergänzt, gekürzt, leicht abgewandelt oder neu bebildert und passgenau ausgespielt werden. Ist der Content inhouse, geht das einfacher, so Vigl.

Davon war er bereits vor gut zwei Jahren überzeugt, als mit der kompletten Inhouse-Entwicklung auch die Produktion des internen Blaumagazins gestartet ist. Mit mehreren Preisen, unter anderem beim Best of Content Marketing des Content Marketing Forums, sieht er diesen Kurs vollauf bestätigt. Bei zwei weiteren Magazinen, der Blauen Post für Nebenberufsvertriebler und dem Maklermagazin, verzichtet die Allianz ebenfalls auf Hilfe von Agenturen.

Bei seinen Aufgaben als Chefredakteur unterstützt ihn Niclas Müller seit dessen Ausstieg als Chefredakteur beim ADAC Reisemagazin, inzwischen in Festanstellung. Zusammen arbeiten nunmehr zwölf Festangestellte im Team.

C3 behält den Fuß in der Tür
Vigl hat keine Ambitionen, es sich mit C3 zu verderben. Das Team, das „nicht nur ein sehr gutes Konzept, sondern auch stets gute Arbeit geleistet hat”, so Vigl, bleibt dem Haus erhalten. Schließlich gebe es immer mal wieder Engpässe und Überläufe, die intern nicht zu bewältigen seien. Aktuelle arbeitet C3 an einer Paralympics-Sonderausgabe von 1890, die Ende August erscheint. Initiiert wurde diese nicht von der Unternehmenskommunikation, sondern vom Marketing. Aus diesem Bereich dürften künftig die wichtigsten Aufträge für C3 kommen.

Ein Verschmelzen beider Abteilungen? Vigl sieht dazu keinen Anlass, die Aufgaben seien zu unterschiedlich. Verständlich, zimmert er sich doch gerade selbst sein kleines Content-Reich, das er zunächst in Ruhe stabilisieren wird wollen. Die neue Variante eines Silo-Denkens? Vigl wehrt ab. Schließlich habe man Silos aufgebrochen, als man 2014 verschiedene unabhängig produzierte Allianz-Medien in seinen neuen Content-Pool einbrachte.

Lesson to Learn für Agenturen: Sie brauchen überzeugende Strategien und Techniken, um dem dringenden Kundenwunsch nach Content-Sharing noch besser gerecht zu werden. Vor allem Dienstleister, die sich über internationale Größe und kanalübergreifende Kompetenz definieren, sprich, nach internationalen Renommierkunden und großen Marken suchen, laufen ansonsten Gefahr, von flexiblen Einheiten auf Kundenseite abgehängt zu werden. Denn die Allianz ist längst nicht der einzige Konzern auf Solotour.


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